Wutzkow Kr. Lauenburg Pom.
Seit über 30 Jahren beschäftige ich mich mit Ahnen und Heimatforschung vor allem in den ehemaligen Landkreis Lauenburg /Pom ,und auch in den benachbarten Landkreisen : Karthaus, Neustadt, Stolp,Bütow ,Putzig ,Danzig. Ich forsche in anderen ehemaligen deutschen Provinzen : Schlesien ,Pommern ,Westpreussen, Ostpruessen, sowie auf den anderen Gebieten : Grosspolen , Wartheland, Posen,Bromberg. Auch in anderen Teilen Polens, den heutigen ,und ehemaligen. Selbst in in Deutschland ist die Familienforschung nicht ausgeschlossen .
Rufen Sie mich bitte einfach an. Ich spreche sehr gut deutsch.
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Verbringen Sie Urlaub in Polen, oder sind Sie geschäftlich unterwegs? Brauchen Sie Hilfe beim Dolmetschen oder in Archiven? Ich kann Sie auch von Kolberg oder dem Danziger Flughafen abholen, und Ihnen die Region zeigen.
Archut Grete ,Maria (BOC13/26),
Argut Heinz,Ida ( GTZ ) (MRZan)
Bardeleben Wilhem ( Vorwerk Neuhoff )(34-173)
Biegus Richard ,Friedrich (BOC14/26)
Borchardt Karl,Ernst,Margarethe (NZ16/42),Albert,Auguste,Karl,Ernst (Alt Friedrichswalde)(34-173)
Borowski Luise (GG4)(34-173)
Bujack Karl (34-173),Maria (MRZu)
Damps Margarete,Maria (GTZ)
Drawz Anna (34-173)
Fischer Herbert,Max (BOC22/27)
Gohr Karoline (34-173),Johanne (MRZw)
Goldmann Albert (GG7),Berta,Caroline (Neu Friedrichswalde )
Gresens Gerhard (MRZan)
Grosch Willi ,Paul,Luise (GTZ)
Groth Hugo ,Anna ( Kaufmann) (34-173)
Hartmann Pauline (AN)
Hartwig Hedwig (34-173)
Hendel Helmut (MRZb)
Hitzke Joachim (MRZw)
Hoffman Kurt ,Gunther (BOC7/26),Albert (BOC18/26),Theodor (BOC9/27),Maria (34-173),(MRZu),Meta (CW†),Walter,Karl (MRZan)
Jahnke Olga (GTZ)
Keil Karl (BOC6/27)
Klammer Fritz ,August ,Olga (GTZ)
Klewe Kurt,Konrad,Anna (GTZ)
Knuth Elsa (SLc8/24)
Gasthaus Leo Kos .
Die Kartofelbrennerei.
Die Wassermühle.
Das Gutshuas in Wutzkow.
Wie ich einmal mit Polen „verhandelte“
Auf nächtlicher Fohlen Jagd im Kreise Lauenburg
Pommerscher Greif und Polenadler im Grenzhaus
Helmuth Hendel
In dieser kleinen Erlebnis-Schilderung geht es nicht um politische Dinge, das sei gleich gesagt. Sie soll auch nicht etwa den polnischen Menschen charakterisieren. Der polnische Hauptmann, der hier geschildert wird, war der erste Pole, mit dem ich zusammenkam. Später bin ich noch sehr oft „drüben“ gewesen, im polnischen Korridor, und habe viele andere Polen kennengelernt. Aber der erste Eindruck soll ja sehr oft der eindrucksvollste sein und auch der bleibende. Geblieben aber ist vor allem das Erlebnis einer seltsamen Winternacht.
Als im Jahre 1918 zum ersten Male viel ostdeutsches Land an Polen abgegeben werden musste, wurde unser Kreis Lauenburg ein Grenzkreis. Im Süden dieses Kreises, noch zur Hälfte im Kreise Stolp, liegt die große Domäne Wutzkow. Dort war ich Landwirtschaftslehrling. Es ist schon 37 Jahre her.
Bitterkalt war der Dezember 1921, fast fußhoch lag der Schnee. An einem Sonntagabend rief mich der Inspektor aus meinem Stübchen heraus auf den Hof. Da war große Aufregung: „Die Fohlen sind weg!“ Das war ein Schreckensruf ! Es waren neun ,zwei- bis zweieinhalbjährige Fohlen, ein Warmblüter dabei, und man schrieb das Jahr 1921. Die deutsche Reichsmark hatte nur noch einen dünnen Papierwert, der jeden Tag schwächer wurde. Diese Fohlen aber waren ein Vermögen, gar nicht in Papiergeld zu fassen. Irgendwer musste die Stalltür offengelassen haben, und die Fohlen waren ausgebrochen. Der Inspektor schimpfte und tobte, die Grethe Bujack aus dem Kuhstall kam angelaufen: „Durchs Dorf sind sie vorhin gegangen, und denn über die Brücke, und denn gleich übern Acker gelaufen...“ „Und warum habt ihrs nicht gleich gesagt, Weibervoldämliches!“
Inspektor Theodor Hoffmann war ein großer, stattlicher Mann, mit schöngeschwungenem, blondem Schnurrbart, und die kleine Grethe sagte nichts mehr.
„Mach dich fertig, wir müssen hinterher. Wenigstens haben wir Vollmond.“ Das sagte er zu mir.
Wir gehen über die Brücke, weiter durchs Dorf, und dann sind wir auf dem Feldweg. „Hier sind sie!“ rufe ich. Der Inspektor bleibt mit einem Ruck stehen. „Wo?“ „Die Spuren meine ich nur“. Richtig, links am Weg eine Menge Pferdespuren, alle unbeschlagen. Das sind sie alle neune.
Weiter, immer weiter hinter den Spuren her. Weites Feld Schnee und glitzernde Helle... Und ganz leicht kommt uns der Wind von Osten entgegen, und genau gegen den Wind führen die Fohlenspuren. Ober verschneite Acker und Wiesen, dann durch ein kleines Stückchen Wald, dann am Rande eines Dorfes an einem Friedhof vorbei. Dunkel stehen die großen Kreuze im Schnee, ganz deutlich und groß. Die Leute, die unter ihnen liegen, haben etwas gegolten im Leben, in ihrem Dorf. Die kleinen Kreuze sind halb verschneit und kaum zu sehen.
Weiter führen die Fohlenspuren. Es geht in einen Wald, durch niedrige Kiefernkusseln, dazwischen wächst hohes, verschneites Heidekraut. Zur rechten sehe ich einen kleinen Hügel, darauf glänzt im Mondenschein ein heller Stein. Es ist ein sauber behauener Stein, wie heller Granit. Auf der einen Seite, uns zugekehrt, steht groß und schwarz ein „D“, auf der anderen abgekehrten ein „P“.
„Wir sind schon in Polen“, rufe ich dem Inspektor zu, der schon weit voraus ist.
„Meinswegen“. Schweigend gehen wir weiter. Da auf einmal etwas links voraus peng, peng und noch mal vier Schüsse, schnell hintereinander.
„Menschenskind“, keucht der Inspektor, „jetzt schießen diese Torfköppe von Grenzsoldaten auf unsere Fohlen!“ Und nun laufen wir, was wir können, dahin, wo eben die Schüsse fielen. Jetzt kommt ein Weg, nein, eine breite Waldschneise, fast taghell liegt sie im Mondschein, und auf der linken Seite, da läuft ja ein Mensch an den Kiefern entlang in gleicher Richtung wie wir. „Heh“, brüllt der Inspektor. „He halt!“ brüllen wir beide, und endlich bleibt der Kerl stehen. Es ist ein polnischer Grenzsoldat, sein Gewehr hat er schräg über dem Rücken hängen, und mit beiden Händen fuchtelt er in der Luft herum. Ganz aufgeregt redet er irgendetwas: „Hirsche-Hirsche“, verstehe ich nur. „Döskopp! Nix Hirsche — Pferde, Fohlen!“ herrscht der Inspektor ihn an. Breitbeinig steht er auf der Schneise und zwirbelt seinen schönen blonden Schnurrbart nach oben. Der Pole stellt sein Gewehr bei Fuß und nimmt Haltung an.
„Pan?“
„Wo Pferde , wo Fohlen?“ Der Pole zeigt seitwärts und wir folgen ihm. Der Inspektor stößt mich in die Seite: „Musst dir auch stehen lassen, solchen Schnurrbart. Hast Respekt dann.“ Bald sind wir auf einer Landstraße. Da sind auch ein paar niedrige Häuser, ein kleines Dorf, und da, vor einem Bauernhäuschen stehen unsere Fohlen und eine Menge Soldaten drum herum. Gottlob, der Pole hatte viermal vorbeigeschossen. Bereitwillig werden die Tiere in einen leeren Schuppen gebracht und gut versorgt. Dann denken wir an uns selber. Es musste ja bald Mitternacht sein.
„Wo Hauptmann?“ Zwei von den Grenzsoldaten führen uns diensteifrig nach einer Baracke. Vor der Tür bleiben wir stehen, da drinnen heult und jammert irgendein weibliches Wesen. Aber schon hat man uns aufgemacht, und man bietet uns Stuhl und Schemel an. Ja, da sitzt eine Frau in Mantel und Kopftuch, und sie heult immer noch. Neben ihr liegen zwei geöffnete Pakete mit blauen und roten Kleiderstoffen. Schöne Kleiderstoffe! Sie sind das einzige Bunte, was diese armselige Bude belebt, aber sie sind geschmuggelt. Die Frau heult weiter. Ihr gegenüber sitzt der Hauptmann an seinem Tisch. Jetzt erhebt er sich. In ganzer Größe tritt er in seiner schönen grauen Uniform vor dieses Häufchen Unglück: „Meine Dame, ich habe sieben Jahre Krieg hinter mir, mich rühren keine Tränen mehr.“
Dann nimmt er wieder Platz an dem einzigen Tisch in dieser Bretterbude. An der Wand hängt ein Bild. Aber es ist mehr ein großer Rahmen, der eine quadratmetergroße, vergilbte, offenbar umgedrehte Papptafel umschließt. Mitten hinein hat man einen Pilsudski-Kopf geklebt, aus einer Zeitschrift ausgeschnitten. Winzig klein erscheint er auf der großen Pappe. Er hat noch viel Platz, der Herrscher über Polen ganz Polen hat jetzt viel Platz.
Der Hauptmann hatte eine Flasche hervorgeholt. In einer trüben Brühe schwimmen unten eine Handvoll schwarzer Körner. Wacholderbeeren sind das, sicher frisch gepflückt.
„Prroddest“, sagte er, und wir heben die Gläser.
„Prosit“ sage ich, (denn mein Latein war noch recht jung), und kippe das Glas. Himmel-Herrgott! das war reinster Kartoffelsprit. Brennbor nannte man das Zeug. Hatte es 80 oder 100 Prozent? Wie ein glühender Dolch, so fuhr es mir durch die Kehle in den Magen, in den leeren Magen. Nur raus aus der Bude! Die eisige Kälte tat gut, und der Magen beruhigte sich wieder. Als ich mich wieder auf meinen Schemel neben den glühenden eisernen Ofen setze, stoße ich an den Pilsudski-Rahmen an. Ich hänge ihn wieder richtig. Auf der Rückseite der Pappe erkenne ich Kaiser Wilhelm II. in stolzer Uniform, mit Adlerhelm Aber die Schnapsgläser sind wieder voll. „Prroddest“ „Prosit!“ Diesem kümmerlichen Lateiner wollte ich zeigen. Ich kippe mit Todesverachtung, und wenn man gleich darauf einige Wacholderkörner zerkaut, geht es besser. Es fusselt und benimmt dann nicht gar so stark. Und es geht ja um die Fohlen! Um neun prächtige Fohlen, um die wir jetzt verhandeln.
‚Mein Herr, mich rühren keine Tränen mehr, ich habe.. “ Da redete ja wieder der Hauptmann aus dem siebenjährigen Kriege. Ach, du großer Häuptling der großen Pilsudski-Armee! Nicht das ungewisse Schicksal der neun Fohlen hat mir die Tränen in die Augen getrieben. Das war dein 90- oder l00 prozentiger Fusel! Aber dann geht alles sehr schnell und freundlich und mit vielen großen Reden. Morgen gleich können wir die Fohlen abholen. Und wir bedanken uns. Auch mit vielen Worten.
„Aber meine werten Herren!“ Und der Hauptmann hebt beide Hände in die Höhe. „Polen ist ein großes Land, ein reiches Land viele Pferde. ..“
„Und schöne Mädchen, schöne Frauen...“ Ich sehe nur noch einen blonden, hochgezwirbelten Schnurrbart mitten in einem rosigen Inspektorengesicht.
„Prroddest prosit“. Vieles sprach der stolze Hauptmann noch von dem großen Polenreich, das die Polen jetzt errungen hatten oder noch erringen wollten.
„Wir sind ein freies Volk haben große Herzen. Aber Krieg ist Polens Schicksal. Polen von Meer zu Meer. Prroddest!“ (Prodest? Das hieß doch „Es ist gut“, prosit aber hieß: „Es möge gut sein, möge nützen.“ Vielleicht . . vielleicht war der Hauptmann gar kein schlechter Lateiner. Aber solche Oberlegungen kamen mir erst später).
„Meine Herren, der weiße Adler schwebt von Meer zu Meer vom schwarzen Meer bis zum baltischen Meer. .« Und ich glaube, der Inspektor ließ jetzt den pommerschen Greif kreisen, und Greif und Adler verbrüderten sich hoch oben an einem klaren Himmel. Oder war es an der staubigen, verräucherten Bretterdecke über uns? Schwebte dort ein riesiger Adler? Oder nein, eine Fliege kreiste da um die schmutzige Glühbirne. Doch eine Fliege. „Von Meer zu Meer“. Mehr hörte ich nicht, Ob ich wollte oder nicht. Erst der weite Weg durch den tiefen Schnee, der Ostwind, die Kälte jetzt der glühende Ofen, der mörderische Schnaps und einundzwanzig junge .Jahre. . . Schwebte da nicht ein riesiger, weißer Vogel heran? Rettungslos schlief ich ein.
Telefonisch hatte ich zwei Knechte mit einem Ackerschlitten herbestellt, und am nächsten Mittag trotteten neun müde Fohlen heimwärts gen Westen. Wir aber, der Inspektor und ich, kehrten auf einem kleinen Umweg zurück. Ober der weiten Schneelandschaft mit den vielen Hügeln und Bergen leuchtete jetzt die Sonne. Wie schön war die Welt! Und dann führte der Weg über eine kleine Brücke, und ich schaute den Bachlauf hinunter in ein weites Tal. Da sah ich sie wieder: Viele weiße Hügel standen am Bachufer entlang, alle mit einem Stein darauf. Und ich wusste, auf der einen Seite dieses Steines stand ein „D“, auf der anderen ein „P“. Ja, man hatte den Schnee abgekratzt, damit die Hügel recht deutlich sichtbar wurden. Viele dunkle Hügel!
Aber die Hügel blieben im Osten zurück. Wir kamen am Nachmittag durch ein Dorf, ein großes Dorf, und es sah alles recht gut, beinahe wohlhabend, aus. Beim Müllermeister kehrten wir ein; es war ein guter Freund vom Inspektor, und bald saßen wir im Stübchen bei Kaffee und Kuchen.
„Schön seid ihr hier eingerichtet“, meinte der Inspektor und reckte sich im Sofa. Ja, es war alles so hell und leicht in dieser Stube, so recht „biedermeierisch“. Helle Möbel aus Birkenholz, helle Gardinen. „In einer Mühle staubt es denn ja man“, meinte die Müllerin, „muss man eben helle Möbel haben. Man bloß der Kaffee... ist man immer noch Roggen.“
„Na, wenn weiter nichts ist“, meinte ihr Mann.
„Hast recht, Alter. Unser Hermann . .“ Die Müllers Frau seufzte tief auf und schaute auf ihre Kaffeetasse. Ja, der Bohnenkaffee würde zurückkehren, auch nach dem schwersten Weltkrieg. Aber ihr Altester, der Hermann, der kehrte nicht mehr zurück, der lag da bei Verdun irgendwo.
«Na“, meinte Inspektor Hoffmann, „denkst du noch an den Hauptmann?« „Wie sollte man nicht an ihn denken. An ihn und seinen Wacholderbeeren Trunk. «
„Ja, das war so ein richtiger Kongresser, dieser Hauptmann, direkt aus Warschau, von den reinsten Kongreßpolen. Die können ihr Polenreich ja nie groß genug bekommen. Früher ging das nur mit großen Reden. Aber heute jetzt haben wir die Grenze hier.“ „Ist auch wahr«, meinte der Müller, „unsere Kaschuben sind anders. Mit denen, mit den Wasserpolen, lebten wir hier doch immer im Frieden. Bin doch eigentlich selber so ein Kaschube. Mein Vater war Pole, Kaschube meinetwegen. Wurden doch damals ‘ne ganze Menge von ihnen angesiedelt, bei Bismarck damals, und sind dann doch alle gute Deutsche geworden. Und haben’s zu was gebracht. Ist doch wahr, Mutter.“
Die Müllers Frau nickte eifrig.
„Sollen uns bloß in Ruhe lassen hier. Frieden halten wir schon von selber.« Und es wurde wieder Frieden an der Grenze im Kreise Lauenburg, wenn sie auch hier und da verriegelt blieb, bis er dann kam, er, der Europa neu ordnen wollte.