Groß Boschpol Kr. Lauenburg Pom.
Der Bahnhof ,die Post ,und Kaufhaus Gumz.
Seit über 30 Jahren beschäftige ich mich mit Ahnen und Heimatforschung vor allem in den ehemaligen Landkreis Lauenburg /Pom ,aber auch in den benachbarten Landkreisen : Karthaus, Neustadt, Stolp,Bütow ,Putzig ,Danzig. Ich forsche in anderen ehemaligen deutschen Provinzen : Schlesien ,Pommern ,Westpreussen, Ostpruessen, sowie auf den anderen Gebieten : Grosspolen , Wartheland, Posen,Bromberg. Auch in anderen Regionen Polens, den heutigen ,und ehemaligen. Selbst in in Deutschland ist die Familienforschung nicht ausgeschlossen .
Rufen Sie mich bitte einfach an. Ich spreche sehr gut deutsch.
Tel: 0048 888 602 194
Nehmen Sie gern Kontakt zu mir auf auch per
Email: mariuswicko@interia.pl
WhatsApp +48 888602194
Verbringen Sie Urlaub in Polen, oder sind Sie geschäftlich unterwegs? Brauchen Sie Hilfe beim Dolmetschen oder in den Archiven ? Ich kann Sie auch von Kolberg ,oder dem Danziger Flughafen abholen, und Ihnen die Region zeigen.
Abs Gertrud ,Friedrich,Friederike (STBA29/94)
Andryskowsky (MRZf)
Angel Else,Albert (LUSC249/30)
Anklam Richard ,Emilie (AE11)
Arndt Rudolf,Auguste ,Fritz (LL22)
Bahr Henriette (LUSC294/21)
Balzter Franz ,Erhard,Bertha (LA31)
Battke Wilhelm ,Otto ,Luise (STBc18/80)
Becken Walter ,Marie (AE11)
Beckmann Emmy (AE12)
Behrendt Elisabeth ,Emil ,Olga (LUS167)
Bein Emil ,Martha ,Robert (STBa25\06)
Bethke Waldemar ,Martha (NW272/44) (MRZb)
Bieber Willi (MRZf)
Bigus Brun (RZs17/44)
Bobrowski Martha (NW272/44)
Borchardt August ,Mathilde (SJC9/34),Waldemar (LUSC34834) Charlottenhof /Stolp /Lauenburg
Bordel Alfred,Karl- Heinz ,Olga (LUS167)
Buller Willi,Susanne ,Marianne (LA27) (Ankerholz),(AEx)
Damaschke (MRZb)
Damitz Alfred ,Dieter (AEx)
Dittberner Emilie (AE11)
Drafz Cecilie (LLC470)
Engel Charlotte (NW87/44)( Litzmanstadtt )
Franz Margot (MRZb),Karl ,Vera (PZM)
Frotzel Friedrich (MRZb)
Fuhs Heinrich (AE)
Gebel Walter,Gertrud,Gunther ,Siegfrired (AE11)
Gelinski Leo ,Barbara (STBa1/05)
Gerzumke Auguste (STBa3/76)
Gilldemesiter Heinrich (Lehrer),Marie ,Albertine ,Hermann (V293)
Gillmann Minna (LKC1048/1945)
Globke Albert ,Wilhelm ,Henriette (F/61)(MRZu) ,Karl,Johanna ,Paul (STBa5/05)
Glodowski Barbara (STBa1/05)
Groth Hotel
Gruba Rosalia (RZs25/45)
Gunz Artur (AE11),Margarete (MRZb),Johannes (MRZf)
Gusch Berta (LA31)
Guse Henrietta (F/61),Paul (AE11),Iwonn,Charlotte,Irene (AEDSC03403),( Friedrichswalde)
Hagemann Bernhard (MRZb)
Hanusch Otto (NW87/44)
Hallmann Auguste ,(LĘc65/14)
Hartmann Karl ,Ida (AEr)
Heidmann Elly (AE12)
Hense Adolf ,Emma (MRZu)
Hering Friedrich,Adeline (LUSC225/14)
Heuer Karl,Frieda (LUSC172/31)
v. Hohenzollern
Hechingen Caroline (SFK)
Hollmann Gertrud (NW87/44)
Holtz Paul ,Emma (AE12)
Horn Adeline (LUSC225/14)
Höhn Anna (RZs30/45) Migenen Kr.Braunsberg
Hoth Hans ,Erich,Else (LUSA4338)
Hummel Gottfried ,Margarethe,Erika (STBa27/05)
Hübner Albert ,Caroline ,Margarethe (STBa26/76)
Jacob Walter (LUSC93/21)
Jaffke Hanna ,Christiane,Günter,Walter (MRZb)
Joch Rosalia (RZs25)
Junius Franz (STBc18/80)
Kiebel (MRZb)
Kirchenwitz Emil (AE12)
Klein Franz ,Margarethe (LUSB107,26)
Klück Berta (LUSC230,28)
Kohs Bronisław (RUC 50/64)
Komorr Fritz (LBB 75)
Koschnick Paul,Berta (LUSC230,28)
Kos Emma ,Rudolf (MRZu)
Kossin (MRZb)
Kostuch Bernhard (RZs18/43),Bruner (RZs1/44),Franz (RZs15/44)
Krause Herbert (AEx),(Schidlitz)
Kümmerer Margarete (MRZ)
Kunkel Erich (AE DSC03403)
Labuhn Helene (LUSC258/39)
Lewandowski Susanne (LA27)
Lietz Frieda (LUSC172/31)
Littwin Paul,Helene (LUSC258/30)
Lysius Reinhold (MRZb)
Maaß Gertrud (AE11)
Maske Idageb.Aßmann (AEr)(Blausten/Heidekrug)
Meier Isidor ,Hildegard (MRZb)
Meina Carl ,Johann ,Frederike (V361)
Mileke Elisabeth (KSt31/45)
Milewski Else (LUSC249/30)
Minge Karl Gasthaus zur Ankerholz mit Tankstelle .
Mischke Elfriede (MRZb)
Mlinski Julius (RZs5/44)
Nagorske Hermann (MRZz)
Neitzke Hermann , Christel ,Käte (AE11)
Noe Fritz,(Arnswalde ) Emmy (AE11,12),Lieselotte,Marie -Luise (AE1) Stargard /Pom
Nowitzke Karl ,Anna,Marie,Horst (AE11) (MRZ)
Nünneke Hermann ,Pauline (GG1/os)
Pahnke Emil (MRZb)
Pallas Kurt - Lehrer (AS)
Priebe (GV)
Proetzsch Minna (AE6)
Reich Carl ,Henriette,Emilie (STBa27/76)
Reimer Emma (AE11)
Reinke Minna (AE6)
Rehbain Margarete (MRZb)
Riedasch Wilhelm,Anneliese,Gerd (MRZu)
Richter Hermann,Juliane,Wilhelm (STBb02\06)
Rückwardt Johann (STBa5/05)v
Schankin Auguste,Wilhelm (LUSC45/21)
Schmirgal ,Otto ,Selma (MRZb)
Schröder Eduard,Elisabeth,Heidrum (KSt31/45),Auguste (LL22),Artur,Eleonore,Joachim ,Edgar (MRZb),Berta (MRZu)
Schumacher Reinhold,Henriette (LUSC294/21)
Schwinke Carl,Auguste,Adeline (STBa3/76)
Schwenn Maria (AE11)
Skibbe Hermine (LBR687/45),Arthur (SLC4/29)
Spruth Willy (SSCHB437)
Strelow Charlotte (NW87/44),Leopold (MRZb)
Stolz Anneliese (MRZu)
Thur Erich,Elly (AE1,112)
Tosch Pauline (GG1/os)
Troike Caroline (STBa26/76)
Tutas Käte (AE11)
Vedder Dorothea (AE11)
Waldmann Irene (AE DSC03403)
Weber Friederike (STBA29/94)
Wendt Margarethe (LUSB107,26)
Wietzke Dorothea (AE11),Walter (AEr)
Willa Hildegard (MRZb)
Wilschorke Bruno (AE12)
Wussow Minna (SBR 30 /00)
Zdrankowski Hermine (LBR687/45)
Zimmer Anton (MRZb)
Gross Ankerholz:
Klick,Wilhelm, Dorothea,Otto (STBa19/76)
Gillmann Pauline,Hermann (LUSC#04/22)
Granzin Pauline (LUSC304/22)
Rohraff Dorothea (STBa19/76)
Strauch Margarete (Spndler) ( STBa4\18)
Fotos ,Ansichtskarten ,Geschichte ,Erinnerungen:
Gertrud Abs .
Eckberg bei Groß Boschpol.
Landschaft Groß Boschpol.
Landesgrenze.
Ehemalige Grenzübergang .
Zollbematen .
Der Bahnhof in Groß Boschpol.
Wartesaal II Klasse Inh. Willi Bieber 1939.
Der Bahnhof.
Kolonial und Delikatessenwaren Johannes Gunz.
Maximilian von Weiher gest. am 30.11.1928.
Weiher Schloss .
Weiher Schloss in Groß Boschpol.Gutshaus in Groß Boschpol.
Herrenzimmer.
Diele mit Treppe.
Das Gutspark.
Parksee in Groß Boschpol.
Gesangverein "Eintracht"
Eine Schulklasse.
Auf dem Foto :
Fräulein Falbe, Erna Arndt ,Helene Domröse ,Lisbeth Hensle , Helga Schulz ,Erika von Stülpnagel ,Ursula Kusin ,Hildegard Jeschke ,Else Bogatke , Hildegard Willa ,Kniebel , Traute Much , Hedwig Kostoch ,Werner Schultz , Helmut Horn .
Die alte Kirche in Groß Boschpol.Heute in Sanddorf Freilichtmuseum Kaschubei.
Das Innere der Kirche von Gross Boschpol.
Taufengel in der Kirche zu Groß Boschpol.
H-J Heim
Jugendheberge in Groß Boschpol.
Kolonialwaren und Delikatessen Johannes Gumz Groß Boschpol .
Aus der Lauenburger Zeitung :
Ein Gutserntefest
Renate von Diezelsky geb. v.Weiher
Eines der schönsten Feste unserer Jugendzeit war das Erntefest. Es kann eigentlich schon damit, dass man „gebunden" wurde, d. h. wenn jemand in der Erntezeit auf das Feld kam, während Frauen und Mädchen das gemähte Korn banden, wurde ihm ein leicht zusammengedrehter Strick aus Stroh um den Arm gebunden, und er musste sich mit einem Geldstück auslösen. Dieses Geld wurde für den Schmuck der Erntekrone verwendet. Das Binden war das Amt der Vorharkerin, d. h. des Mädchens, das als erste in der Reihe der Binderinnen ging und damit das Tempo angab. Das Erntefest feierte man, wenn die Körnerernte beendet war, ehe es dann „in die Kartoffeln ging". Es war meist an einem Sonnabend, damit die Leute am Sonntag ausschlafen konnten. Vorher gab es allerlei Vorbereitungen: Musik musste bestellt werden. In benachbarten Dörfern hatten sich Musikanten zusammengetan, meist 4-5 Mann, die zu den ländlichen Festen aufspielten, nicht immer ganz klangrein, aber der richtige Takt war immer da! Aus der Stadt mussten eine Tonne Bier, einige Flaschen „Klarer" und ein Sack Semmeln geholt werden. Am Vormittag des Festtages holte sich dann jeder Haushalt etwa 3 Liter Bier und 10 Semmeln ab, das übrige Bier wurde während des Tages getrunken.
Inzwischen war die Musik eingetroffen und begab sich nach einem ausgedehnten Mittagsmahl in das Dorf. Etwa um 1/23 Uhr erwarteten in der Eingangshalle meine Eltern, wir Kinder, der Inspektor mit Frau, der Förster, Kutscher, Diener, die Mamsell, Leuteköchin, 2 Stubenmädchen, 2 Küchen- Mädchen den Festzug. Voran schritten die Musikanten, dahinter das Mädchen mit der Erntekrone, der Hofmeister und unsere Leute, Männer und Frauen. Die Musik spielte: „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren". Dann trat das Mädchen mit der Erntekrone vor meinen Vater. Die Krone war in Form einer hohen Krone aus Korn mit Ähren gewickelt, rundherum hingen breite Bänder aus Seidenpapier. Und nun sprach das Mädchen mit vor Aufregung zitternder Stimme das Erntegedicht. und wir alle zitterten voll Mitleid mit. Leider weiß ich es nicht mehr ganz, nur einzelne Teile und nur einige Wünsche:
„Wir bringen hier die Erntekron'
Mit freud'gem Dank und Singen,
Weil unser Herr im Himmelsthron
Die Ernte ließ gelingen.
Die Garben waren voll und schwer,
So schwer wie diese Kron',
Das nehm sich unser gnäd'ger Herr
Für alle Müh' zum Lohn.
Fleißig haben uns're Hände
Nun die Ernte eingebracht,
Und der Herr, der aller Enden
Uns behütet und bewacht,
Nie vergisset uns'rer Not
Gab uns unser täglich Brot".
So ging es noch etwas weiter, dann die Wünsche:
„Wir wünschen dem Herrn einen goldenen Tisch,
Auf allen vier Ecken einen gebratenen Fisch
Und in der Mitte eine Flasche Wein,
Damit die Herrschaft kann recht lustig sein".
„Wir wünschen der gnäd'gen Frau ein schwarzseidenes Kleid
Mit Gold gestickt 5 Finger breit,
Dazu ein feines seidenes Tuch,
Auf allen vier Ecken einen Bibelspruch".
Der ältesten Tochter: - „Die Myrthenkron',
Aufs and're Jahr einen jungen Sohn".
Dem ältesten Sohn: - „Eine schöne junge Braut,
Die ihm ihr ganzes Herz vertraut".
Den Jüngeren: Ein schönes Kleid, oder
„Ein Paar Schuhe mit Schnallen,
Damit er (sie) tut allen Wohlgefallen".
Alle Hausleute und Beamten bekamen passende Verse, z. B. der Kutscher: „Eine Peitsche zum Knallen,
Damit er fährt, wo die Herrschaft hin wollen".
Der Schluß war dann:
„Mir selber wünsch ich den Myrthenkranz
Und mit dem gnädigen Herrn den ersten Tanz,
Und nun möchte sich der Herr bequemen,
Mir die Krone abzunehmen".
Das geschah dann auch, und sogleich erschienen 2 andere Mädchen, die auf Tellern kleine Sträußchen aus Preißelbeerkraut und Ähren anboten. Ehrenpflicht war es, sich eines anzustecken, und ein Geldstück klapperte auf den Teller. Dann brachte der Inspektor ein Hoch auf den „Herrn" aus, und mein Vater hielt eine Dankansprache mit dreimaligem Hoch und Tusch.
Auf dem weiten sandigen Hofplatz waren am Hause entlang Bänke aufgeschlagen, auf denen auch die Musik Platz nahm, denn nun begann der Tanz auf diesem Platz. Zuerst kamen die Pflichttänze: Mein Vater mit der Kranzträgerin, der Inspektor mit meiner Mutter, dann mein Vater mit der Inspektorsfrau, der Hofmeister mit meiner Mutter, immer zweimal im Kreis herum. Für unsere Eltern war dieser „Tanz im Freien" etwas anstrengend und sie zogen sich bald zurück, wir vier Mädels und zwei Brüder waren ja da. Und wir wurden unermüdlich geschwenkt von jung und alt: Polka, Walzer, Kreuzpolka, Tirolienne. Alles tanzte! Die ältesten Frauen tanzten noch ihren Galopp, da war noch Schwung und Lebenskraft drin. Wer noch nicht tanzen konnte, lernte es eben, er m u ß t e einfach. Nie haben wir Tanzstunden gehabt, hier lernte man es. Unser guter alter Kutscher Kossel schwenkte mich im Walzer rechtsherum und linksherum, man tanzte dann später auf den großen Bällen gekonnt und schwebend leicht. Die Musik musste ab und zu mit einem Gläschen Schnaps angefeuert werden, das war das Amt des Hofmeisters. Zwischendurch bekam sie auch Kaffee und Kuchen, und später gab es eine Abendbrotpause: Da brachten die Mütter ihre Kinder zu Bett, die Männer fütterten Pferde und das Vieh, auch das eigene zu Hause. Danach wurde in der Mitte des Platzes ein starker Pfahl eingerammt und die hellste Stalllaterne darauf befestigt, außerdem stellte man in alle angrenzenden Fenster Lichte und Lampen, und der Tanz ging mit frischen Kräften weiter, für uns Mädels schon etwas problematischer, denn unsere Tänzer mussten manchmal schon von uns gestützt und dirigiert werden, aber in aller Freundschaft, niemals kam es zu Ausschreitungen oder Streit. Etwa um 10 Uhr zog dann die ganze Gesellschaft nach nochmaligem Hoch mit Marschmusik in eine kleine Wirtschaft im Dorf, wo noch bis 2 Uhr weitergetanzt werden durfte. Der nächste Tag war ja Sonntag und erst nachmittags Gottesdienst.
So war es in Gr. Boschpol und ähnlich wohl auf den meisten Gütern des Kreises Lauenburg.
Aus der Geschichte des Dorfes Groß Boschpol bis 1911.
Groß Boschpol ein Gutsbezirk von 1 012 Hektarmit 274 Einwohnern im Amtsbezirke Boschpol. Der Name des Ortes trägt nicht nur ein altslavisches Gepräge, sondern lässt sich auch unschwer entziffern, da er ungeachtet der wechselnden Schreibweise lautlich derselbe geblieben ist (Bozepol, Bosepol, Bozepoll, Boschpol- daneben auch Posepol). Er setzt sich zusammen aus Bog oder Boze und Pol und heißt wörtlich Gottesfeld. Dabei hat man aber nicht an die christlichen Bezeichnungen von Gottesacker oder einem der Kirche geweihten Platz zu denken, sondern eher an eine eigentümliche Erdformation oder an herumliegende erratische Blöcke, welche man gern mit der Tätigkeit gewisser Dämonen in Verbindung brachte und wie sie auf dem Boschpoler Felde noch heute in größerer Anzahl angetroffen werden. Eine Parallele bietet der alte Grenzstein bei Sarnowitz, Bozistopka (Teufeisspur) genannt Pommerell. Urk. Buch Seite 283). In der benachbarten Provinz kehrt der Name dreimal wieder. Boschpol ist die Bezeichnung für ein recht ausgedehntes Feld zu beiden Seiten der Leba an der Stelle, wo die Wasserscheide der Rheda und Leba auseinandergehen. Urkundlich wird der Ort zum ersten Male bei der Abgrenzung des Nachbarortes Rosin im Jahre 1356 genannt ( Danziger Komthurei Buch Nr. 154). Wenn es 1402 unter den zum Bischofsdezem herangezogenen Ortschaften nicht aufgeführt wird, so teilt es diese Fortlassung mit allen links von der Leba belegenden Dörfern, da die Leba nach der päpstlichen Urkunde vom 14. Oktober 1140 die Grenze zwischen den Bistümern Leslau und Kammin in Pommern bilden sollte. Es muss aber schon im 14. Jahrhundert ein sehr bevölkerter Ort gewesen sein, mit einem regen Verkehrsleben. In den Kopenhagener Wachstafeln ( Gerichts protokollen von Lauenburg und Putzig) werden nicht weniger als 11 Ein saßen dieser Ortschaft genannt, von denen die Mehrzahl mit der Schärfe des Gesetzes irgendwie in Konflikt geriet. Der Schneidemüller Matz klagt über eine ihm auf freier Landstraße von einem Nachbar aus Krampkewitz geschlagene Wunde. Der Krugwirt Raschke stellt nicht weniger als 8 Bürgen zur Verteidigung seiner Gerechtsame, welche den Nachbarorten Chmelentz, Damerkow, Jezow, Slaikow, Gartkewitz, Bergendsin und dem Orte Bosepol selbst entstammen. Zwei der Eingeborenen, Elias und Konisch, waren die Anstifter des Streites gegen den genannten Kretschmer. Mehrfach als Bürge tritt Gaska, Guske oder Gottke von Bosepol auf. Gotschitz von Bosepol wird vor Gericht geladen, erschein nicht und wird in die Acht erklärt. Ein unruhiger Kopf war Staske ( anscheinend nicht identisch mit dem vorhin genannten Krugwirt), der einmal als Kläger über den Totschlag seines Bruders auftritt, dann aber selbst wegen Erstechen fremden Viehes, Verwundung des Besitzers und wegen ausgestoßener Drohungen zu einer hohen Geldstrafe (50 Mark) verurteilt wird, die er natürlich auf einmal nicht entrichten kann, und für welche er gute Freunde aus Bozepol und Strellentin stellen muss. Alle diese Verluste halten ihn aber nicht ab, immer neue Händel zu suchen. Andere Besitzer oder Einwohner des Ortes waren Raddislaw ( Retzlaff), Sulicke, (Zielcke), Thomas und Woycech ( vergl. Kop. Wachstafeln auf neun verschiedenen Stellen). Bei der Landesaufnahme vom Jahre 1437 wird Boschpol unter den polnischen Panengütern mit Naturallieferungen (Schweinen, Kühen und Prowod) aufgeführt, daneben aber in einem älteren Zinsregister bemerkt, dass das Eisenwerk zu Bozepol 6 Mark der Herrschaft und 1/2 Mark den Panen zu zinsen habe. Dieses Eisenwerk scheint bereits im l3jährigen Städtekrieg zerstört worden zu sein, hat aber seine Erinnerung in dem sog. Hammerbache noch heute erhalten; Eisen und Kohlenschlacke fanden sich beim Ausheben der Gruben zwecks Anlage von Überrieselungen ( vergleiche Cramer 2. Teil Seite 308). Boschpol war in ältester historischer Zeit die Bezeichnung der ganzen Landschaft, die sich aber unter verschiedene Besitzer verteilte und später erst, etwa im 15. oder 16, Jahrhundert, die Trennung in Groß und Klein Boschpol notwendig machte. Die Besitzer von Boschpol, die wir in den Kopenhagener Wachstafeln nur nach ihren Vornamen kennen gelernt, stellen sich uns in den Lehnbriefen und dem Katalog vom Jahre 1658 als die Adeisfamilien Bochen und Lantosch vor, anscheinend kleine Edelleute mit geringem und mehrfach gespaltenem Besitz.*) Im Jahre 1593 saß ein Swantes Lantow auf Gr. Boschpol und Schwartow ein Landscheppe (Danziger StaatsArchiv 12, 16 fol. 204). In der pommerschen Hufenmatrikel vom Jahre 1628 werden Groß und Klein Boschpol unter den freien Panengütern mit fünf Hufen aufgeführt ( Klempin und Kratz Seite 2921). Bei der Huldigung im Jahre 1658 ist Klein Boschpol durch Paul Bochen vertreten, während Groß Boschpol damals im Pfandbesitz Cramer 5. Teil Seite 67) eines von Tadden aus Nesnachow war. Im Jahre 1693 ist wieder ein Bartol von Lantosch Erbherr auf Groß Boschpol, welcher etliche Jahre vor 1693 die noch heute bestehende Privatkapelle daselbst erbaut oder ausgebaut hatte und einen eigenen Geistlichen hielt (Thym. Seite 6 und Kapellenakten im Groß Boschpoler Archiv). Später besaß die Familie von Breitenbach Groß Boschpol. Von einer Frau Catharina Elisabeth von Breitenbach, geb. von Krockow, ging 1737 das Gut auf deren Sohn Bogislaw Friedrich von Breitenbach über, der es wiederum am 8. November 1763 an Franz George von Rexin verkaufte. Dieser von Rexin hatte zur Gemahlin eine geb. von Rohr; deren Tochter Friederike Wilhelmine vermählte sich mit dem Leutnant Friedrich August von Platen, Erbherrn auf Klein Boschpol ( Zinzelitzer Kirchenbücher). Am 5. Dezember (1777) verkaufte Franz George von Rexin Groß Boschpol an die Generalin Henriette Sophia Luise von der Goltz, geb. von Krockow aus dem Hause Roschütz, verwitwete von Weiher, für 19 000 Taler und 300 Taler Schlüsselgeld. Die Übergabe erfolgte Ostern 1778. Wir ersehen dabei, dass das Gut eine Einsaat von 212 Scheffeln Roggen, 80 Scheffeln Gerste, 130 Scheffeln Hafer, 20 Scheffeln Buchweizen damals hatte, mit einem Viehbestande von 30 Kühen, 16 Ochsen, 8 Kälbern, 4 Pferden. Die geringe Pferdezahl beruht darauf, dass damals die bäuerlichen Gespanne die Aecker zu bestellen hatten. Die neue Besitzerin, die Generalin von der Goltz, war in erster Ehe mit dem Oberhauptmann der Lande Lauenburg und Bütow, Starosten von Baldenburg, Erherrn auf Buckowin, Wussow, Landechow und Lischnitz, sowie Langefuhr bei Danzig, George von Weiher, geboren 6. September 1704, gestorben 1760, verheiratet gewesen, aus welcher Ehe drei Söhne stammten, während sie aus der Goltzschen Ehe keine Söhne hatte; ihr ältester Sohn erster Ehe erbte nach ihrem am 24. April 1789 erfolgten Tode Groß Boschpol. Dieser Sohn, Ernst Ludwig von Weiher, vorher auf Lischnitz erbsessen, war zuerst Landschaftsrat, sodann von 1800 bis zu seinem am 12. Oktober 1814 erfolgten Tode Landrat der Kreise Lauenburg und Bütow. Er hat als solcher die schweren Zeiten der Kriege von 1806 und 1807, sowie die Erhebung Preußens 1813 und 1814 erlebt. Seine hohen Verdienste um die ihm unterstellten Kreise in dieser harten Periode wurden allseitig anerkannt. Auch er war zweimal verehelicht. Aus sei= ner ersten Ehe mit Renate geb. von Weiher aus dem Hause Okkalitz entstammten ein Sohn, Gustav von Weiher, später Besitzer von Felstow von 1812 - 1842, und eine Tochter Jenny, später verehelicht mit dem Chefpräsidenten des Landes Ökonomie Kollegiums von Ostpreußen in Königsberg, Franz von Sydow, sowie eine zweite Tochter Caroline, später verehelicht mit General Prinzen Hermann von Hohenzollern Hechingen, welcher Ehe die Prinzessin Maria von Hohenzollern, zu Schloß Oliva am 12. Mai 1888 als letzte Trägerin des Namens Hohenzollern Hechingen verstorben, entsprossen ist. In zweiter Ehe heiratet der Landrat Ernst Ludwig von Weiher Dorothee Friederike geborene Heller, Tochter des Seniors des geistlichen Ministerei der Stadt Danzig und Pastors Primarius zu St. Marien dort selbst Jonathan Heller. Sie war ebenfalls in erster Ehe mit dem Ratsherrn von Dorne in Danzig verheiratet gewesen, aus welcher Ehe ein Sohn Jonathan von Dorne stammte, welcher später Besitzer von Klein Boschpol wurde. Nach des Landrats Ernst Ludwig von Weihers Tode 1814 blieb seine Witwe Dorothee Friederike bis 1828 Besitzerin von Groß Boschpol, in welchem Jahre der Besitztitel auf ihren ältesten Sohn Weiherscher Ehe, Carl von Weiher, überging sein jüngerer Bruder, der Rittmeister Eugen von Weiher auf Zemmin, Kreis Stolp, und von diesem wieder 1876 dessen dritter heute noch lebender Sohn Maximilian von Weiher. Die Erbauung des alten noch heute stehenden Groß Boschpoler Herrenhauses, welches dem Kellerunterbau nach zu urteilen auf den Fundamenten eines älteren Baues steht, weist etwa in die Mitte des 18. Jahrhunderts zurück. Der hinter dem Hause sich bis zum Bahnkörper der Lauenburg Danziger Eisenbahn erstreckende Garten mit einem schönen Fernblick auf die südlich sich erhebende Hügelkette ist zum größten Teil noch im Geschmack der altfranzösischen Gartenkunst angelegt, wie denn auch das Innere des Hauses interessante alte Möbelstücke enthält.
Eine eigene Bewandtnis hat es mit dem bereits oben erwähnten kleinen, auf einer von alten Bäumen bestandenen Erhöhung am nördlichen dorfende gelegenen Groß Boschpoler Gotteshause. Obgleich diese Kirche nach ihrer ursprünglichen Veranlagung, den Altarmaßen und dem anscheinend ehemaligen Mangel einer eigenen Kanzel eher den Eindruck einer kleinen Feldkapelle macht, und auf die katholische Zeit zurückzuführen scheint, lehnen die kirchlichen Nachrichten aus älterer Zeit jedes Anrecht auf dieselbe ab. Weder im Jahre 1402, noch in den älteren Kirchenvisitationen, die doch sonst alle einstigen Ansprüche der Katholiken genau registrieren, wird ihrer gedacht. Die älteste urkundliche Nachricht bildet eine Petrusfigur mit der auf ihrer Rückseite befindlichen Jahreszahl 1602. Nun heißt es in einem Abkommen zwischen dem oben genannten Herrn Barthol von Lantosch und den Vertretern der Kirchengemeinde Zinzelitz, Groß Boschpol den 8. Sonntag nach Trinitatis Anna 1693, dass Herr Barthol von Lantosch vor etlichen Jahren (1637-58) eine eigene Kirche auf seinem Grunde aufbauen lassen und bis dato einen eigenen Priester gehalten. Entweder ist das ein Umbau einer schon bestehenden Kapelle gewesen, oder ein Neubau vielleicht nach Niederreißung eines alten Bauwerks auf selbiger Stelle, und die erwähnte Petrusfigur entstammte der abgerissenen älteren Kapelle.*) In der genannten Verhandlung vom Jahre 1693 erklärte er die Haltung eines eigenen Priesters für eine zu große Last und schließt mit den Patronen und dem Geistlichen von Zinzelitz ein Abkommen, wonach der Geistliche von Zinzelitz fortan an jedem 3. Sonntage in der Groß Boschpoler Kirche zu predigen hatte, und ebenso an gewissen Feiertagen. Diese Einrichtung besteht noch heutigen Tages mit der Modifikation, dass seit Einrichtung erst eines Vikariats, sodann einer Prediger Stelle zu Goddentow die Kapelle an allen Sonntagen und Feiertagen dem Gottesdienst vom Besitzer von Groß Boschpol geöffnet ist. Der Besitzer des Gutes hat das Eigentum und die freie Verfügung über Kirche und Kirchhof und bezieht für sich die Kirchen und Kirchhofseinnahmen.
Unter der Kirche in einem Tonnengewölbe befindet sich die Grabstätte der von Weiher‘schen Familie, nachdem einige ältere Särge früherer Zeit auf dem Kirchhofe ihre Stätte gefunden. Auch die Prinzessin Carolina von Hohenzollern Hechingen ist hier beigesetzt. Die Bauernemanzipation im Anfange des 18. Jahrhunderts hat nicht überall die daran geknüpften Erwartungen gerechtfertigt; ebenso wenig die Regulierung der Gemeinheitsteilung vom 30. Dezember 1836. So auch in Groß Boschpol. Es ist, als hätten die kleinen bäuerlichen Eigentümer mit der ihnen gewordenen Selbständigkeit nichts anzufangen gewusst. Sie boten oft in dringlicher Weise der Gutsherrschaft ihre kleinen Besitzungen zum Kaufe wieder an. So auch der letzte am 18. März 1876, womit denn die bäuerliche Gemeinde in Groß Boschpol verschwunden ist.
Eine bedeutende Melioration schaffte in den 40er Jahren vorigen Jahrhunderts der damalige schon genannte Besitzer des Gutes Carl von Weiher, indem er als der erste in dieser Gegend, die Sandflächen zu beiden Seiten der alten Fuhrmannsstraße von Lanz her auf seinem Lande in mit Lebawasser versorgte Riesenwiesen umwandelte und mit dieser Fläche von 300 Morgen die Futtererzeugung für die Viehhaltung beträchtlich vermehrt hat. Ebenso ist die nach Danzig führende Eisenbahn durch den dicht am Dorfe liegenden Bahnhof für das Gut in wirtschaftlicher Beziehung von bedeutendem Werte geworden.
Der Krug Ankerholtz, von welchem schon in dem geographischen Teile dieses Buches die Rede gewesen, war ehemals ein selbständiger dem fürstlichen Amte zu Lauenburg gehöriger Besitz mit einem Kruge und einem
Kossäten (Pomm. Hufenmatrikel vom Jahre 1628). Als Besitzer des Kruges wird nach den Lehnsbriefen in den Jahren 1608 bis 1621 ein Greger Born genannt, daselbst erbsessen mit aller zugehörigen Freiheit und Gerechtigkeit; er hatte Streit wegen der “Hammerböcke“ auch “Kamphamer“ genannt, und wegen der Holzung. Er war zum Lehneide zugelassen ( Stettiner Lehnsakten )‚ allein bei der Landesaufnahme vom Jahre 1658 wird der Krug unter den Amtsdörfern nicht mehr geführt; scheint also bereits in den Grundbesitz von Groß Boschpol hineingezogen zu sein. Im Jahre 1784 wird er als dazu gehörig bezeichnet und gleichzeitig seiner Bedeutung an der Landstraße von Lauenburg nach Danzig gedacht. Mit der Anlage der großen Staats Chaussee (1830), die weiter daneben vorüberführt, hörte der Verkehr auf der alten Straße auf, der damals aufkommende Krug Klein Ankerholtz trat an seine Stelle; er selbst wurde schließlich abgebrochen. Nur die alten Eichen und Erlen; die ihn umgaben und noch heute stehen, sind ein Denkmal seines einstigen Bestehens. Der Krugwirt von Ankerholtz wird unter den Händeln der Boschpoler Einwohner schon in den Lauenburg - Putziger Landgerichts Protokollen erwähnt. Auch später um das Jahr 1500 galt er für den Urheber mehrfacher Straßenexzesse, wurde von der Stadt Danzig überfallen und gefänglich eingezogen. Herzog Bogislaw, hierüber verdrossen, fing als Geißeln für ihn den Danzigern 14 Seefahrer ab. Nur durch Vermittlung der drei Städte Stralsund, Greifswald und Stettin erfolgte die gegenseitige Auslieferung und Aussöhnung. ( Nach Kantzow, Chronik von Pommern Seite 367.)
*1) Schon nach dem Lehnbriefe des Jahres 1575 waren die Bochannen, Gebrüder und Gevattern, auf Chmelenz, große und kleyne (lütke) Bossenpoll und Wossecken.
*2) Eine Wetterfahne zeigt die Jahreszahl 1743; die Inventarien in der angebaut ten Sakristei weisen auf dieselbe Zeit.
Erinnerungen aus vergangenen Tagen
Max von Weiher
Der Kalendermann unseres Lauenburger Heimatkalenders mahnt eindringlich an Unterstützung durch schriftliche Beiträge aller Art, und da ich das als berechtigt anerkennen muss, so will ich es unternehmen, aus dem Schatz meiner langjährigen Erinnerungen etwas zum Besten zu geben. Ich bin 1841 geboren, aber was ich erzählen will, reicht viel weiter zurück, in die Anfänge des vorigen Jahrhunderts, und das vermag ich deswegen, weil ich als Junge und auch noch später eine nicht zu befriedigende Passion hatte, mir von meinem Oheim Karl von Weiher geb. zu Or. Boschpol 1795 und meinem Vater Eugen von Weiher geb. zu Gr. Boschpol 1797 Söhne des Landrats Ludwig-Ernst von Weiher auf Gr. Boschpol aus den Knaben jahren erzählen zu lassen, ich glaube, manchmal recht zur Belästigung der alten Herren, denn es kam mir nicht darauf an, schon hundertmal Gehörtes mir immer wieder berichten zu lassen. Um so mehr hat es sich meinem Gedächtnis eingeprägt. Will ich es nun zu Papier bringen, so muß ich mich dran halten, solange der gnädige Gott mir noch mein bereits eingeschränktes Sehvermögen oder überhaupt noch das Leben erhält.
Vorerst der zugehörige lokale und historische Hintergrund Der für damalige Zeit nicht unbedeutende Verkehr Lauenburg Danzig hatte zwei in Gr. Boschpol sich vereinigende Straßen. Die große Fuhrmannstraße führte über Lanz durch die Boschpoler jetzigen Rieselwiesen, damals Sandhügel, die mit hungrigem Boxbart-Kraut bewachsen und nur hin und wieder von Moor und Wiesen mit Abflußbächelchen unterbrochen waren. Da hindurch wanden sich mühsam die großen, mit Leinwandbedeckung beschützten Fracht- wagen, um in dem nun längst eingegangenen Groß-Ankerholzer Krug gebäude unter einer großen Halle zur Rast unterzufahren. Dieser Krug war eine alte, historische Stätte von größter Bedeutung dereinst gewesen, deren Inhaber sogar in Fehde mit Danzig gelegen hat. Der Untergang dieser Wirtschaft ist der in den 1830er jahren begonnene Chausseebau Lauenburg -Danzig geworden, denn die Chaussee ließ den alten Groß-Ankerholzer Krug abseits liegen, und der ganze Reisezuspruch kam der dadurch aufblühenden jetzigen Klein-Ankerholzer Krugwirtschaft zugute. Von Groß-Ankerholz folgte die alte, meist audi sandige Landstraße mit geringen Abweichungen, dem jetzigen Chatisseezuge nach Danzig. Dem leichteren Fuhrwerksverkehr Gr. Boschpol-Lauenburg diente die kürzere sogenannte „kleine Poststraße“ über Goddentow und Felstow, also im großen und ganzen dem heutigen Chausseezuge folgend, nur unter vorsiditigern Ausweichen vor allen Brüchen und Bächen. Den Postverkehr vermittelte ein blaugestrichener, ungefederter Kastenwagen, dessen Benutzung daher bei dem holprigen Straßenzustande dein Reisenden eine kostenlose Verdauungskur gewährte. Aber die Vorsehung hatte auch da für Stillung des entstandenen Hungers und Durstes gesorgt. In häufiger Wiederkehr lagen an der Straße Krüge, vor denen der „Schwager-Postillon“ gewissenhaft anhielt, um mit abgezogenem Lederhut von dem Reisenden einen Tribut zur eigenen Stärkung zu erbitten. Von der Höhe dieses Obolus wird wohl oft die Dauer der Erholungspause abgehangen haben.
Meine Großmutter besaß in Danzig ein schönes Haus an einer Straßenkreuzung; die Straßennamen habe ich vergessen. Es diente den Großeltern als angenehmes Absteigequartier bei den vielfachen Reisen nach Danzig. Zur Fahrt wurde eine schöne, nach damaliger Bauart langgestreckte Kutsche mit vier vom Sattel gefahrenen Pferden, Diener und Jungfer auf dein Bock benutzt. Frühmorgens abgefahren, mit Mittagspause in Rheda, trafen die Reisenden bei Sommer-Sonnenuntergang in Danzig ein, denn die meist tief- sandige Landstraße ließ nur langsames Fahren zu. Die schönen, die Straße begleitenden Höhen entschädigten für die Geduldsprobe. Nur hin und wieder, zu günstiger Zeit, benutzten die Großeltern auch die freilich sehr bergige sogenannte „Kleine Danziger Straße“ über die westpreußischen Orte Mellwin, Dennemörse und KölIn auf Oliva zu, weil sie den weiten Umweg der großen Straße ersparte. Dann wurde Nachtruhe in Adl. Dennemörse, das dem alten Major von Fölkersamb, einem Schwager des Großvaters, gehörte, gehalten. Der alte Kriegsmann hatte den siebenjährigen Krieg mitgemacht bei dem Dragonerregiment, das den bekannten Verräter Baron Warkotsch in Schlesien, welcher den König in die Hände der Osterreicher liefern wollte, in Arrest hielt. Der schlaue Fuchs entschlüpfte ihnen aber doch. Man kann sich vorstellen, wie gespannt die landrätlichen beiden Jungen an den Lippen des alten Soldaten bei seinen Erzählungen hingen.
Ich gedachte oben des großmütterlichen Hauses in Danzig und will gleich hier über sein Schicksal sprechen. Bei den Bombardements, zuerst der Franzosen, und dann wieder bei der Rüdtgewinnung durch russische Landwehren im Befreiungskriege, wurde auch dieses Haus in Trümmer gelegt. Aber es blieb doch der wertvolle Bauplatz. Nach dem Befreiungskriege mußte bei der furchtbaren Geldknappheit und der daheim drohenden Finanznot der Bauplatz, koste es was es wolle, veräußert werden und brachte, ein Zeichen jener Zeitverhältnisse, sprich und schreibe, 10 Taler. Doch wir kehren in die Zeit vor 1806 zurück. Die strohgcdeckten FachwerkGutswirtschaftsgebäude waren enger als heutigen Tages zusammengerückt, die Höfe also kleiner, die Zugänge meist mit Toren für die Nachtzeit verschließbar. Dies galt nicht so sehr räuberischen Einbrüchen von Menschen, als vielmehr der Sicherheit für Schafe und Geflügel vor den Streifzügen der Wölfe, die hierzulande noch in den größeren Forstbeständen reichlich hausten. Die Hofhunde waren deshalb große, starke Tiere, ebenso die Hirtenhunde, noch gesichert zum Kampf mit dem Wolf durch Halsbänder mit langen Stacheln. Und doch kam es vor, daß einzelne Wölfe sich einzuschleichen verstanden. So wollte mein Oheim als kleiner Junge eines Winter- abends bei hellem Mondschein nach dem Wetter sehen, und als er die Haustüre öffnete, stand dicht vor ihm ein großer Wolf, vor dem der kleine Mann hastig die Tür zuschlug. Die Wildbestände kamen bei diesen Umständen übel weg, von einem Rehbestande war so gut wie nicht zu reden.
Unerträglich wurde diese Plage später in Verfolg der beiden Danziger Belagerungen, da sich vor dem dauernden Kanonendonner die Wölfe mehr und mehr aus den großen Forsten des Danziger Bezirks zurückzogen in das stillere Hinterland, so auch hierher. Es ward so arg, daß die Landräte also auch mein Großvater beauftragt wurden, große Wolfsjagden zu veranstalten und trotz der Geldnot staatliche Prämien für erlegte Wölfe oder für Vertilgung der Brut in den Lagern der Tiere zu zahlen. So brachten die Leute denn auch zwei lebende Wölfchen an, und der Landrat ließ sie an die Kette auf dem Hofe anlegen zur Ergötzung seiner Jungens. Die Tierchen wurden völlig zahm und spielten wie junge Hunde mit den Knaben. Aber „die Katze lässt das Mausen nicht“ sagt das Sprichwort, und desgleichen ließen die Wölfchen nicht das Einbrechen in die Geflügelräume, so dass sie schließlich abgetan werden mussten.
Bei dein Thema »Wölfe« fällt mir eine schrgute Geschichte ein, die auch dein Inhalt nach in diese Zeit fällt, aber von einem Nachlebenden mir erst erzählt worden ist. Der Erzähler Besitzer des Nachbargutes, Sohn eines Stiefbruders meines Vaters, also mein Stiefvetter ein sehr lieber, nun schon längst entschlafener Herr, war ein Original, wie es ein solches bei dem heutigen Abschliff äußerer Formen gar nicht mehr geben könnte. Viele Alte in Stadt und Kreis werden wohl den Herrn von Dorne noch in freundlicher Erinnerung haben. Er war ein großer Nimrod, nicht ganz frei von Jägerlatein, wenn es sein musste. Seine besagte Wolfsgeschichte lautete folgendermaßen:
«Mein Großvater, der Landrat v. Weiher, hatte einen Schäfer, der die Ortsschafherde behütete. So war dieser eines Tages mit seiner Herde in den sogenannten „Mühlenfichten“ hinter dem zweiten Spring. Es zog ein furchtbares Gewitter auf, vor dem sich der Schäfer in eine alte, mächtige, schon hohle Eiche flüchtete, unter deren breites Haupt auch die geängstete Herde herandrängte. Durch einen Spalt der mürben Rinde konnte der Schäfer seine Pflegebefohlenen überblicken. Während der Donner krachte und der Regen in Strömen herabprasselte, bemerkte der Schäfer plötzlich eine große Aufregung in der Herde, und siehe da, ein großer Wolf drängte sich durch die Schafe, ebenso Schutz suchend, bis dicht an den Stamm und an die Rinden- öffnung bei dem Schäfer. Der brave Mann faßte sich kurz; die Gelegenheit wahrnehmend, erhaschte er den buschigen Schwanz des Raubtieres und zog es hart an den Baum in seinen Bereich. Solche Situation war ja herrlich, Vergeltung für so manche ihm angetane Missetat zu üben, Er vermochte mit der freien Hand sein Taschenmesser hervorzuholen, es mit Hilfe seiner Zähne aufzuklappen, und stocherte nun seinen Todfeind an den ihm zunächst befindlichen, äußerst empfindlichen Körperteilen, so daß das Tier erbärmlich heulte und sich unter Aufbietung aller Kräfte aus der Tortur zu befreien suchte. Aber mein guter Mann hielt fest. Hin und wieder verschnauften beide Teile, aber dann griff immer wieder der Peiniger zur Waffe mit den Worten: „Nu, Wulf, man wedder ran“. Endlich zog das Unwetter vorüber, der Wolf riß sich doch schließlich los und verschwand im Dickchicht; mein Schäfer aber trieb eilends heim und meldete den Vorfall dem gestrengen Herrn Landrat. Der trommelte alles, was Schießprügel besaß, zusammen, umstellte die Mühlenfichten und schickte Treiber in das Dickicht. Wer aber nicht kam, war mein Wolf. Der Schäfer stand grinsend neben seinem Landrat, der ihn wohl als Windbeutel und Märchenerzähler unsanft angefahren haben mag. Der Schäfer aber sagte: „Herr Landrat, ich krieg ihm“, drang ins Diddcht und rief nur wiederholt: „Nu, ‘Wulf, man wedder ran“. Die Wirkung war verblüffend, denn das Tier kam in wilder Flucht hervor und wurde erlegt.“
Nun aber dieser hübschen Jagdgeschichte zweiter Teil. Mein guter Vetter kam als Leutnant nach Minden in Westfalen in Garnison. Als gesprächiger junger Mann tischte er dort jedeni der Kameraden, ob der es hören wollte oder nicht, die Geschichte auf: „Mein Großvater hatte einen Schäfer“ und „Nu Wulf, man wedder ran“. Zu seinen Hörern gehörte ein ebenso jugendlicher Kamerad, ein von Götz, dem die Geschichte schließlich so auf die Nerven fiel, daß er den Spieß umdrehte und, so oft er den Erzähler zu sehen bekam, ihn mit den Worten begrüßte: „Mein Großvater hatte einen Schäfer“ „Nu Wulf, man wedder ran“. Schließlich, was zu toll ist, ist zu toll, kam es zu einer Auseinandersetzung auf krumme Säbel, oder zahmer auf scharfe Schläger. Nach allen Regeln der Kriegskunst und mit den nötigen Beiständen paukten sie auf einander los, aber lange ohne Resultat. Nach kurzen Pausen zum Verschnaufen rief dann von Götz: „Nu, Wulf, man wedder ran“ und dann stoben wieder die Funken von den Schwertern. Mehrere Male wiederholte sich dieser Ruf zum Gefecht, bis endlich mein guter Vetter eins über die Nase bekam und damit Friede wurde zu alter Freundschaft. „Und siehst du“, endete der Erzähler seine Mitteilung, „hier kannst Du die Narbe sehen“ Ja wirklich; na, da gab es für mich natürlich keinen Zweifel. tJbrigens stellten wir später fest, daß sein damaliger Gegner nachher im Feldzug 1866 inein Rcgimentskommandeur gewesen. Hätte id-s das eher gewußt, würde ich bei ihm mit der Wolfsgeschichte angebändelt haben. Nun schlafen beide Helden der Wolfsgesdiidite schon lange, lange.
Kehren wir nach dieser Episode wieder zu den alten Erinnerungen zurück. Mein Großvater Ludwig-Ernst von Weiher aus Gr. Bosdipol war also von 1800 bis 1814 Landrat der vereinigten Kreise Lauenburg und Bütow. Bis Herbst 1806 hatte er sein Büro in Gr. Boschpol, und zwar in einem kleinen, durch einen Gang mit dem Herrnhause verbundenen Gebäude, in welchem auch der Kreissekretär Schmalz, ein junggeselle, seine Wohnung hatte. Dieses Häuschen fand ich noch 1871, als ich die Bewirtschaftung des Gutes übernahm, in sehr altersschwachem Zustand und zum Hühnerstall degradiert vor und brach es bald ab. Kreissekretär Schmalz fand auch noch neben seinen amtlidsen Geschäften die Zeit, die breite Sandstraße nach der Forst und weiter nach Jezow und Zjnzelitz mit einer Ahorn-Allee einzufassen. Die Reste dieser Allee sind heute schöne, etwa 125 Jahre alte Veteranen. Man sieht, die Inanspruchnahme durch die kreisamtlichcn Geschäfte war damals eine andere als heute; wenigstens schalt der alte damalige Landrat von Puttkamer des Rummeisburger Kreises, dessen Kreisbote wöchentlich oder gar monatlich einmal, amtliche Schriftstücke übermittelnd oder in Empfang nehmend, den Kreis durchwandcltc: „Die Schreiberei nehme doch überhand‘.
Man sieht, die Bürokratie war bis 1806 genügsam und so wohl ähnlich in allen Verwaltungskreisen. Chausseen gab es noch nicht, um deren Benutzung halber Umwege zu machen waren, und auf Landwegen war die direkte Entfernung Bütow Gr. Boschpol wenig weiter als die von Bütow nach Lauenburg. Da kamen denn die ehrsamen Pancn aus dem Bütowschcn oft zu ihrem Landrat nach Gr. Boschpol, gleich Schlachtizen im langen kassubischen Rock, der hinten zwischen den Taillenknöpfen mit goldenen Fransen verziert war, den krummen Säbel, ohne Portepee, über die Schulter gehängt, die vierkantige Mütze auf dem Kopf. Und wenn sie der Frau Landrat begegneten, so grüßten sie nach Sarmatensitte, indem sie, sich tief bückend, den Saum des Damenkleides an die Lippen gleichsam zum Kuß führten. Das war nicht der Ausdruck der Unterwürfigkeit, sondern die ritterliche Form des Kassuben gegenüber der Dame des Hauses.
Dieser beschauliche Zustand fand sein jähes Ende 1806 mit dem Einbruch der Franzosenzeit und dem Vordringen derselben in unser Heimatländdien. Das landrätliche Büro wanderte für alle Zukunft nach Lauenburg, die Tätigkeit des Landrates wuchs, besonders durch die Verteilung der dein Kreise auferlegten Requisitionslasten, die schließlich zum Ruin vieler wurden. Immer wieder reiste der Landrat ich erinnere an den Zustand der nun durch die Truppenmärsche in Grund und Boden gefahrenen Landstraßen, um auch dieser körperlichen Strapazen zu gedenken zu dem Danzig belagernden Oberkommandierenden General der Franzosen, bis es ihm gelang, von dem- selben Linderungen für den Kreis zu erlangen. Man lese darüber die „Erinnerungen aus den Kriegsjahren 1806 bis 1815« von Karl Höne, und es ist mir eine dauernde Freude, daß Höne darin von meinem Großvater als dem „vortrefflichen Landrat von Weiher“ spricht.
Schon vorher hatte die Flucht der Königlichen Familie und hoher Behörden von Berlin nach Königsberg eine große Aufregung in unser Ländchen gebracht. Die Reise der jugendlichen Königskinder mit ihrer Begleitung führte am 24. Oktober 1806 mit kurzem Aufenthalt in Lauenburg ebenso flüchtig hierher, wahrscheinlich nur behufs Erneuerung des Vorspanns. Mein Vater und mein Oheim entsannen sieh noch, wie die Menge der Reisewagen den Gutshof füllten; der prinzliche Wagen war vor der Haustür des Herren- hauses vorgefahren, doch entstiegen die Insassen, der Reiseeile wegen, ihm nicht. Der junge elfjährige Prinz Friedr. Wilhelm, spätere König Friedrich Wilhelm IV., litt an einem Gesichtsaussdilag vielleicht Folge der langen Reise und die Frau Landrat eilte mit süßer Sahne herbei und betupfte mit diesem Hausmittel die bösen Stellen des Gesichts natürlich eine Staats- aktion für die ehrfürchtig zuschauenden Jungens. Eilig wurde dann Richtung Danzig die Fahrt fortgesetzt. 1807 kam dann die Obersdswemmung des Kreises durch feindliche, nach Osten drängende Kolonnen und damit der Anfang schlimmer Zeiten für das in der Mitte zwischen Lauenburg und Neustadt liegende Boschpol, Plünderungen im Ort und Gewalttat! Der risch im Herrenhause mußte dauernd gedeckt bleiben, die Gutsgespanne wurden aus dem Stall und vom Felde zu Vorspann der Fahrzeuge requiriert, wurden oft erst in Danzig entlassen, kamen oft nur teilweise wieder. Wie dadurch die Landwirtschaft litt, braucht nicht erst bemerkt zu werden. Dabei der Gutsherr als Landrat fast dauernd in Lauenburg. Die alte Wohlhabenheit der Familie schwand dahin, und nach den Freiheitskriegen wurde mit genauer Not das Gut aus dem Bankerott gerettet.
Einzelheiten aus dieser Zeit der ersten Durchmärsche blieben im Gedächtnis auch der beiden Knaben. So mußte eines Tages der blindlings aufgegriffene Gutsinspektor einem durchmarschierenden Bataillon Franzosen als Führer Richtung Neustadt dienen und wurde in das vorderste Glied eingestellt. Draußen im freien Feld arbeitete ein Mann, und der Inspektor versuchte, da er daheim dringend nötig war, diesen Mann an seiner Sratt als Führer heranzuholen. Er winkte dem Mann und trat dabei etwas aus dem Gliede. Sofort streckte ihn ein Kolbenschlag blutend zu Boden, wo er besinnungslos liegen gelassen wurde; halbtot brachten ihn die Leute nach dem Gutshofe zurück. Dergleichen kam oft vor, und es ist traurig zu sagen, daß dabei die deutschen Verbündeten des Feindes, wie z. 13. Württemberger und Bayern, in üblerem Rufe standen als dieser. Manchmal kamen sie auch an den unrechten. Im Dorfe gegenüber dem Herrenhause wohnte der Bauer Petton. Er stand bei seinem Gespann vor seiner Tür, als zwei feindliche Soldaten in sein Haus eindringen wollten. Da riß der kleine, aber stramme tapfere Mann einedurch sie kam, ist nie festgestellt worden, aber sie war von so durchschlagender Wirkung, daß sofort alarmiert und Hals über Kopf unter Zurüdtlassung mehrerer Transportfahrzeuge pp. nach Neustadt weiter retiriert wurde. Als Ruhe geworden und Gott den Schaden besah, waren nicht nur die vorher verschleppten Guts-Vorspannpferde wieder im Stall, sondern obenein zwei vergessene feindliche Pferde. Man kann sich die Freude der Bevölkerung denken, nach all den Feindessiegen endlich eine wenn auch noch so kleine aber recht ad oculos demonstrierte Schlappe der Verhaßten!
Die schwere Zeit ging so weiter über das Vaterland und unsere besondere Heimat dahin, bis endlich der Untergang des Feindes in Rußland kam und mit ihm der Umschwung, das Auferstehen Preußens usw.
Es kamen wieder Durchmärsche, aber von Osten her, eigene Truppen und die verbündeten Russen. Welch Jubel für die Knaben, die ersten Kosaken! Dann auch einmal ein Tatarenpulk, noch mit Lanze und Bogen bewaffnet, fast noch richtige Wilde! Ihr Rittmeister den richtigen russischen Titel wußten die Erzähler nicht mehr und sein Adjutant wurden zum herrschaftlichen Tisch geladen. Da gab es die wunderlichsten komischen Situationen. Der hohe Herr rührte sich nicht, sondern sein Adjutant stand neben ihm, schnitt ihm die Speisen zurecht und fütterte ihn, wie nur die sorgsamste Kinderfrau ihr Baby.
Damit endigten die Knabenjahre beider Erzähler. Das Volk stand auf, der Sturm brach los, der König rief, und alle kamen! Mein Oheim zog als Freiwilliger Jäger unter York ins Feld, mein Vater als Junker bei den BlücherHusaren.
Es wiederholt sich so vieles im Lauf der Geschichte. Wird unserer Zeit nicht Ahnliches unter Gottes Beistand auch einmal wiederkehren? Der alte Gott lebt noch!
Jugenderinnerungen
Renate v. Diezelsky geb. v.Weiher
Die Familie von Weiher ist eine der ältesten des Kreises Lauenburg. Leider ist die Familienchronik, die mein Vater mit Belegen zusammengetragen hatte, seit 1945 nicht mehr vorhanden. Was ich schreibe, weiß ich nur aus Erzählungen meines Vaters. Die Weihers hatten früher viel Besitz im Kreise Lauenburg, u. a. außer Boschpol auch Leba mit dem Lebasee, Roschütz, Charbrow, Vietzig, Gans, Felstow. Eine Ahnfrau scheint allerdings nicht gut getan zu haben: sie geisterte als »graue Frau« im Boschpoler Hause herum. Im Jahre 1806 wurden die königlichen Prinzen auf der Flucht in Groß Boschpol freundlich aufgenommen. Sehr viele Jahre später kam Prinz Wilhelm wieder durch Boschpol als Kaiser Wilhelm 1., »der alte Kaiser“. Er fuhr nach Ostpreußen, diesmal durch Pommern, Mein Vater hatte an den Hofmarschall geschrieben, ob es wohl möglich wäre, daß der Hofzug mit dem Kaiser in Gr. Bosdipol hielte, viele treue Pommern wollten ihren Kaiser sehen und begrüßen. Die Antwort: der Kaiser habe eingewilligt. An den Staketenzaun des Boschpoler Gartens, an dem der Schienenweg direkt entlangführte, waren im Wechsel eine schwarz-weiße (Preußen), und eine blau-weiße (Pommern) Fahne befestigt, bei einem Durchblick durch eine alte Lindenallee auf das Gutshaus eine große schwarz-weiß-rote Fahne. Der Hofzug fuhr ganz langsam daran entlang und hielt auf dem Bahnhof. Der alte Kaiser stieg aus, meine älteste Schwester, Sjährig, knidtste mit einem Kornblumenstrauß, der Kaiser sprach mit einigen Herren, die aus dem ganzen Kreis gekommen waren und ihm vorgestellt wurden, und fuhr dann weiter. Auch Kaiser Wilhelm II. ist einmal durch Pommern nach Ostpreußen gefahren. Wieder war der Gartenzaun mit Fahnen geschmückt, wieder hatte mein Vater an den Hofmarschall geschrieben. Die Antwort: leider könne der Zug aus Zeitmangel nicht halten, doch wolle er den Zug am Garten entlang ganz langsam fahren lassen, so daß die Möglichkeit bestände, den Kaiser am Fenster zu sehen. Es war etwa 3 Uhr, der Zug fuhr wirklich im Schneckentempo. Aus einem der 1. Wagen winkte ein Koch, aus einem weiteren lehnte der Hofmarschall und zeigte auf den nächstfolgenden Wagen. Bei diesem waren die Fenstervorhänge geschlossen: der Kaiser schlief.
Der Groß Boschpoler Garten stand unter Naturschutz, er war in französischem Stil angelegt, umgeben und durchzogen von geschlossenen Buchen Laubengängen. An zwei einen Rosenplatz umgebenden gewundenen Wegen, die zu einer auf einem Hügel stehenden Freundschaftsurne führten, standen in Kübeln zu beiden Seiten uralte Orangenbäume, die bekanntlich gleichzeitig blühen und Früchte tragen; der Garten war erfüllt von ihrem Duft. Sie überwinterten in einem Glashaus. Der Garten wurde wahrscheinlich von einer Ahnfrau angelegt, die weite Reisen nach Frankreich, Holland und sogar England machte, nicht etwa mit der Postkutsche, sondern mit eigenen Pferden und Wagen. Sie brachte viel schöne Dinge mit: von einem englischen Wedgwoodgeschirr waren noch einige Teller vorhanden, aus Holland war noch eine große Bratensehüssel da, besonders wertvoll, sagte der Stettiner Konservator, durch einige braune Zierstriche in dem blauen Delfter Muster. Er wollte sie sowie auch eine vielbändige, in Schweinsleder gebundene und bebilderte „Englische Geschichte“ für das Museum haben, mein Vater gab außer einigen selbst ausgegrabenen Urnen nichts her.
Das erste Hotel in Lauenburg war der „Königl. Hof«. In meiner Kinderzeit gehörte es einem Herrn Wolfgramm. Es war ein Familienunternehmen: der Vater war passionierter Reiter und hielt 2 Reitpferde für seine morgendlichen Ritte, außerdem 2 Pferde, die den Omnibus zum und vom Bahnhof zogen. Der Sohn Roland, groß und schlank, bediente die Gäste, die Tochter Toska versah die Küche, die Mutter, trotz ihres Alters eine sehr schöne Frau von einer müden Würde, groß, schlank, immer in schwarzem rauschenden Seidenkleid, gegen jeden hoheitsvoll herablassend, erschien mir als Kind wie eine Fürstin. Sie empfing die Gäste, schwebte über dem Ganzen. Es gab da 3 Gastzimmer hintereinander. Das letzte war klein und ziemlich dunkel, an der Wand ein Sofa mit vielen Kissen, eine Art Privatzimmer von Frau Wolfgramm, im geheimen von Lästerern „Flohheim“ genannt, denn man fand immer einige Möpse auf dein Sofa liegen. In diesem Zimmer wurden wir Kinder untergebracht, wenn wir nach Lauenburg mitgenommen wurden, meist nur, wenn wir neue Schuhe brauchten, denn man trug damals nur vom Schuster nach Maß gearbeitete Schuhe, meist hohe schwarze Knopfstiefelchen. Fabrikware gab es in Lauenburg noch nicht. Auch zu den Bazaren vom »Vaterländischen Frauenverein“ wurden wir mitgenommen, um Holzlöffel u. dergl. an die kaffeetrinkenden Gäste zu verkaufen. Vorsitzende war Frau v. Köller, Ossecken, zum Vorstand oder als Mitglieder gehörten fast alle Gutsbesitzer-Frauen und ihre erwachsenen Töchter dazu. Als Vorstandsdamen aus der Stadt besinne ich mich auf Frau Bauk, eine sehr würdige alte Dame (allgemein Tante Bauk genannt), Frau Durge, Frau Deeamp, Frau Gartzberg u. v. a. Es war stets ein hübsches anregendes Treffen von Stadt und Land. Von den Einnahmen und Beitrittsgeldern ist u. a. das Kinder- und Altersheim gebaut worden, wurden Frauen und Kinder in Heilstätten geschickt.
Im März 1888 starb der alte Kaiser Wilhelm 1. Er war schwer erkrankt und alles wartete auf Nachrichten. Es war ein sehr strenger Winter mit einer Schneemenge, wie selbst in Pommern nicht üblich, dazu durch Stürme weite Schneeverwehungen und Schanzen; tagelang konnte kein Zug fahren, daher gab es auch keine Post, keine Zeitungen. In großer Sorge um »unseren alten Herrn“ kamen einige Bauern und Gutsbesitzer mit festen Ackerschlitten und Altenpferden zu uns gefahren, oft quer übers Feld, uni die meterhoch zugewehten Hohlwege zu umgehen, sie hofften an der Bahnstation mehr zu erfahren, leider vergebens. Da gab es viel ernste Gespräche über den kranken Kronprinzen Friedrich. Man fragte, ob sich bei dessen noch sehr jungen Sohn Wilhelm Bismarck würde weiterhin durchsetzen können. In den Jahren nach den Befreiungskriegen war ein Prinz Wilhelm v. Hohenzollern-Hechingen Kommandeur der 5. Grenadiere in Danzig. Eine Kusine meines Großvaters Weiher, Karoline v. Weiher, war oft mit ihren Eltern zu winterlichen Festen in Danzig. Dabei verliebte sich der Prinz in das schöne Mädchen und wollte es heiraten; das erlaubte aber ihr Vater nicht, denn die Tochter konnte dem Prinzen nur „zur linken Hand“ angetraut werden, da sie nicht ebenbürtig war. Der Prinz liebte sie aber so sehr, dass er nach Berlin fuhr und alles in Bewegung setzte. Er erreichte, daß zum ersten Mal das Hohenzollernsche Hausgesetz durchbrochen wurde und sie durch die Trauung eine Prinzessin von Hohenzollern wurde. Das Schloss Oliva wurde ihnen als Wohnsitz zugewiesen. Der Prinz war katholisch, doch Karoline blieb evangelisch. Die einzige Tochter Marie wurde jedoch katholisch getauft. Von beiden Prinzessinnen hingen Porträts in meinem Eitern-. haus Gr. Boschpol. Dass Karoline sehr reizend gewesen sein muss, sah man noch auf diesem Bild der alten Frau: sie erschien zart und lieblich, in weißer Haube, unter dem Kinn zur Schleife gebunden. Auf ihren Wunsch wurde sie in Boschpol beerdigt; ihr Sarg stand in unserem Erbbegräbnis unter dem alten Kirehlein, während ihre Tochter in Oliva in der alten Klosterkirche beigesetzt wurde. Prinzeß Marie ist oft im Sommer wochenlang in Bosch.pol gewesen, sie wohnte dann in einem großen Zimmer (3 Fenster nach dem Garten) mit zwei Himrnelbetten zusammen mit ihrer Gesellschafterin, Meine Eltern liebten sie sehr, man nannte sich als Verwandte bei Vornamen. Das Zimmer hieß bis zuletzt „Prinzessinzimmer“. Einmal nahmen meine Eltern mich und meine jüngere Schwester mit zu der nun alt gewordenen Tante Marie. Ich war etwa 4 Jahre alt, besinne mich aber genau, dass wir eine breite Treppe, die von der Eingangshalle nach oben führte, hinaufstiegen, dann durch zwei große Zimmer in ein drittes traten, in dem die alte Tante in einem Sessel saß. Wir Kleinen machten unseren Knicks, bekamen ein Spielzeug, meine Schwester ein Schäfchen, ich ein Stäbchen mit einem kleinen Rad, das sich drehte, wenn man gegen den Wind lief, was ich ausgiebig tat in der schönen Allee, durch die man über die Stadt hinweg auf die Ostsee sah, behütet von unserem guten „Fräuchen“, (unser Spezialausdruck für Fräulein), Tochter des alten Pastor Brenske in Saulin. Seine Frau war eine Tochter des Pastors Görde in Gr. Garde, bekannt in Hinterpommern durch seine Schriften und Lieder.
Unsere Boschpoler Kirche, Fachwerk mit unregelmäßigen Fenstern, ist wohl eine der ältesten des Kreises. Sie war Privateigentum des Besitzers. In dem sogen. Klingelbeutel, dessen Inhalt mithelfen sollte zu ihrer Erhaltung, befanden sich meist Kupferpfennige und Knöpfe. Mein Vater bewahrte einen holzgeschnitzten Petrus auf, den er auf dem Kirchenboden, auf dem noch ein wurrnzerfressener Taufengel lag, gefunden hatte. Auf der Rückseite des Petrus stand die Jahreszahl 1602, die Farben: schwarzer Bart und grünlicher Mantel, waren sichtlich nie erneuert worden. In der Hand hielt er an einem morschen Bindfaden einen vergoldeten, aber völlig angeschwärzten hölzernen Schlüssel, wir nahmen an: zum Himmel, den zur Hölle hatte er wohl aus Nächstenliebe verloren. Auch der alte Beichtstuhl aus katholischer Zeit stand noch an der gleichen Stelle mit demselben geschnitzten Gitter, mit dem auch der Altar umgeben war. Über dem Altarbild erhob sich die Kanzel, zu der ein enges halsbrecherisches Treppchen direkt von der Sakristei hinaufführte. Die Dörfer Groß- und Klein-Boschpol, Felstow, Goddentow, Luggewiese, Roslasin und Jezow gehörten zur Kirche in Zinzelitz, Der dortige Pastor, in meiner Kindheit P. Stellmacher, kam jeden 2.-3. Sonntag mit dem Wagen eines dazu verpflichteten Bauern zum Gottesdienst nach Boschpol. Als später in Goddentow Kirche und Pfarrhaus gebaut wurden, wurde Boschpol von dort betreut. Der Pastor wurde mit einem Wagen vom Gut geholt. Etwa um 1895 herum war in Goddentow ein jung verheirateter sehr lebhafter Pastor, der meinte, der Kutscher habe dann nie Zeit für den Gottesdienst. Außerdem war ihm die Wagenfahrt wohl auch zu langsam. Zum Entsetzen der Bevölkerung, die das unwürdig fand, kam er deshalb im schwarzen Rock mit wehenden Rockschößen auf einem Fahrrad angesaust. Ebenso eilig sauste er das steile Treppchen zur Kanzel herauf, was wir von unserem Chor nahe der Kanzel immer mit Spannung beobachteten, staunend, dass er nicht mal abstürzte. Hatte er etwas vergessen in der Sakristei, ging er schnell hinunter und wieder hinauf. Noch etwas war uns Mädels sehr interessant: aus der sehr niedrigen Balkendecke war über der Kanzel ein Stück herausgeschnitten; auch ein kath. Herr war anscheinend zu groß gewesen. Der Pastor trat manchmal in seiner Lebhaftigkeit während der Predigt auf das kleine Gebetsbrettchen, und wir warteten: „Stößt er jetzt oben an?“ Ich habe es nie gesehen, Der Lehrer spielte die Orgel, der Kirchendiener die Bälge. Die kleine Orgel war steinuralt, es kam vor, dass eine Pfeife das ganze Lied hindurch mittönte. Dann wurde hinten ein Brett gelöst, und der alte behäbige Herr Wölkner kroch hinein und „band die Flöte wieder an“, wie er sagte. Wie das vor sich ging, weiß ich nicht. Auch kirchlich hat sich seitdem viel geändert:
vor dem Gottesdienst war die Beichte, bei der die Beteiligten, eine Gruppe nach der anderen, um den Altar knieten, mit dem Pastor das Beichtgebet sprachen und durch Handauflegung die Absolution erhielten. Erst dann kam die Gemeinde herein zum Gottesdienst, und erst wenn sie die Kirche wieder verlassen hatte, wurde das Abendmahl ausgeteilt. Dazu waren Männer und Frauen schwarz gekleidet, ebenso die Brautpaare und die Mädchen bei der Konfirmation. Das Konfirmationsgelübde sprachen die Konfirmanden selbst. In meiner Kindheit hatten die großen Feste Weihnachten, Ostern, Pfingsten je 3 Feiertage. Die alten Leute erzählten mir bedauernd, früher habe es 4 Feiertage gegeben. Bei den Hochzeiten trug die Braut ein schwarzes Kleid, Schleier und Myrthenkranz, meist vom selbstgezogenen Myrthenstodc. Zu den Hochzeiten unserer Tagelöhner wurden wir meist eingeladen, und meine Eltern schickten dann meine älteste Schwester und mich zu ihrer Vertretung, für uns beide ein großes Vergnügen. Am besten erinnere ich mich an die Hochzeit bei unserem Schweinefütterer, dessen Tochter heiratete. In ihrer großen Stube war der Tisch in Hufeisenform aufgestellt. Das Brautpaar saß in der Mitte der Tafel an der Wand, wir gegenüber. Die anderen Gäste schlossen sich an, die Brauteltern zu beiden Seiten kamen zum Essen. Vater ging herum, Bier und Schnaps einschenkend, Mutter half der „Kochfrau“ in der Küche. Es gab: Hühnersuppe, Hühnerfrikassee, Kalbsbraten, von einem eigenen, für diesen Tag gemästeten und selbstgeschlachteten Kalb. Die Braut schnitt mit Gabel und Messer selbst den Braten und legte uns die ersten Stücke auf den Teller. Tellerwechsel gab es nicht, nur die weiße Speise mit Obstsauce zum Schluss gab es auf Glastellerchen. Zwischendrin erschien die „Kochfrau« und sagte ein etwa 1/2sttindiges Gedicht auf. Nach dem fast dreistündigen Essen gingen wir nach Hause, nachdem uns der Brautvater noch einen Schnaps eingeschenkt und erzählt hatte, diese Schnapsgläser (weißes Porzellan) habe er als Soldat 1870 aus Paris mitgebracht in Wahrheit waren es Eierbecher. Die übrige schon recht muntere Gesellschaft ging in den „Krug“ zum Tanz. Die anderen Hochzeiten verliefen sehr ähnlich, nur der Braten wechselte zwischen Schwein und Kalb. Kirchliches Oberhaupt der evangelischen Kirche des Kreises war in meiner Kindheit, etwa 1890, Superintendent Bogdan, der viel Leben in die Geistlichkeit brachte. Wohl zu Beginn des Kirchenkampfes erfuhren wir, dass in Leba eine kirchliche Versammlung unter Leitung des Herrn v. Thadden-Trieglaff stattfinden solle. Es war in der frühen Vorsaison, Herr Nitschke hatte das Kurhaus zur Verfügung gestellt; es stellte sich dabei heraus, dass sein Vater, Theologe, Hauslehrer meines Vaters gewesen war. Diese Tagung dauerte 3 Tage, entfernter wohnende Teilnehmer blieben im Kurhaus oder in Privathäusern. Die Versammlungen waren vorm, von 9—12 Uhr und nachm, von 5—7 Uhr. Pastoren und Laien sprachen, und aus den Reihen der Zuhörer kamen viele Fragen und Meinungen. Es war ein wundervolles Zusammensein Gleich- gesinnter. Als ich bei einem Vortrag mit Kusinen zusammensaß, setzte sich ein junger Mann neben mich. Da er kein Gesangbuch hatte, gab ich ihm meines, er sang auch eifrig mit, und besonders freute mich, dass er eifrig mitschrieb. Leider war es ein bestellter Spion.
Der Teufel in Groß-Boschpol (eine Sage)
In Groß-Boschpol hatten die Burschen ein Tanzfest veranstaltet, bei dem es sehr fröhlich zuging. Nur ein junges Mädchen beteiligte sich nicht am Tanz, weil ihr in ihrem grenzenlosen Hochmute kein einziger der anwesenden Burschen fein genug vorkam. Dieser machte bei der Aufforderung nicht Verbeugungen genug, jener hatte nicht die richtigen Manieren. So verweigerte sie aus Hochmut jeden Tanz. Da kam plötzlich ein überaus fein gekleideter Herr in den Saal, ging auf das stolze Mädchen zu und forderte es unter zierlichen Verbeugungen zum Tanz auf. Das Mädchen war entzückt, will fahren sofort, und bald flogen beide Arm in Arm nach den Klängen der Musik durch den Saal. Voll Erstaunen und Bewunderung schauten alle auf das schöne Paar. Da sahen sie zu ihrem Entsetzen, dass der Fremde einen Pferde- und einen Hühnerfuß hatte. Jetzt wussten sie, mit wem sie es zu tun hatten. Die Musikanten ließen schleunigst die Tanzweise fallen und spielten statt ihrer das schöne Lied: „Der lieben Sonne Licht und Pracht!“ Als sie an die Strophe kamen: „Ihr Höllengeister packet euch!“ da fasste der unheimliche Tänzer seine Dame plötzlich bei den Haaren und flog mit ihr zum Fenster hinaus. In der Luft drehte er ihr den Hals um und riss sie in Stücke.
HANNAS BRIEFE
Sehr geehrter Herr Baar, mein Vater schrieb das Vorwort.
Ich schrieb ein Nachwort. Ich bin ein geborener Jaffke und habe einst den Familiennamen meiner Frau angenommen. Die beiden einliegenden Texte am Ende haben sich erst nach Fertigstellung der Publikation ergeben.
Insbesondere der letzte Beitrag beantwortet ja die Frage, wer der Todesschütze war.
Ein Verzeichnis aller im Text vorkommenden Namen liegt hinten ein.
Sollten Ihnen Boschpoler begegnet sein oder noch begegnen, die ein Interesse an dieser Publikation haben,können Sie Ihnen ruhig meine E-Mail-Adresse oder meine Anschrift geben.
Gegen einen kleinen Unkostenbeitrag schicke ich das Heft gern zu.
Irgendwann werde ich sicher noch mal nach Boschpol kommen. Nur nicht so bald.
Mit freundlichen Grüßen
Roland Urban 10.5 .20 10
Soldaten aus Groß Boschpol die während des I Weltkriges gefallen sind.